Gruß aus der Laborküche #1

Puh, was für verrückte Zeiten! Vor gut zwei Monaten ist unser Projekt „Verwaltungsrebellen-Labor“ mit den Partnern Kreis Wesel, Stadt Essen und der Stadt Lünen offiziell gestartet (wir haben hier darüber berichtet). Seitdem war es ziemlich still in diesem Blog. Weil wir sehr rotiert haben, um ein wenig von der verlorenen Zeit aufzuholen und damit umzugehen, dass die Krise uns permanent alles durcheinanderwirbelt. Mit diesem ersten „Gruß aus der Laborküche“ starten wir nun eine Reihe, mit der wir von Zeit zu Zeit einen Überblick darüber geben, was so los ist in dem Verwaltungsrebellen-Labor – woran wir werkeln und welchen Herausforderungen wir dabei begegnen.

Darüber hinaus wird es Beiträge geben, in denen wir vertieft Methoden vorstellen und Erfahrungen teilen, die wir im Rahmen des Labors gesammelt und erprobt haben (einige teasern wir unten an).

Nun aber zu dem, was bisher geschah (also seit August) – sortiert nach den einzelnen Projektbausteinen:

Baustein 1: Vernetzen & Mobilisieren

Aufgrund der Corona-Rahmenbedingungen mussten wir das große Verwaltungsrebellen-Camp (eigentlich geplant für Juni, dann für November) auf das Frühjahr 2021 zu verschieben. Und neu: auf den Herbst 2021.

!!!! Save the date !!!! Neuer Termin ist der 28. Sept. 2021.
Nein – leider immer noch nicht. Das Camp müssen wir auf Frühjahr 2022 verschieben – und hoffen sehr, dass bis dahin das Unperfekthaus wieder geöffnet ist.

Stattdessen setzen wir in diesem Jahr verstärkt auf Vernetzungsangebote in kleineren Kreisen und haben bereits ein offenes Verwaltungsrebellen-Meetup vor Ort in Essen durchgeführt und ein weiteres projektinternes Meetup in der Kreisverwaltung in Wesel. Das nächste Meetup, das am 2.11. in Lünen stattfinden sollte, stellen wir nun kurzfristig auf ein Online-Format um. Weitere regionale (Online-)Meetups sind in Planung.

Ein „Schön, dass wir darüber geredet haben“ ist in vielen Fällen schon wertvoll und Impulse daraus können den eigenen Arbeitsalltag bereichern. Wichtig ist auch, dass die Begegnung mit anderen Verwaltungsrebellen Mut macht und den Rücken stärkt. Ein Netzwerk entsteht, auf das man später bei Problemen oder speziellen Fragen zurückgreifen kann. Aber wir möchten auch fördern, dass bereits bei den Meetups Anknüpfungspunkte entstehen, die gemeinsam weiterverfolgt werden. Das kann ein schlichtes Vertiefungstreffen zu einer Session sein (aus dem vielleicht wiederum weiteres entsteht) oder auch Verwaltungsrebellen-Zirkel, in denen Ideen weiterverfolgt werden (s.u.).

Da wir Verwaltungsrebell*innen nicht nur miteinander sondern auch mit zivilgesellschaftliche Akteur*innen zusammenbringen möchten, hat uns sehr gefreut, dass an dem offenen Meetup in Essen auch Akteur*innen verschiedener sozialer Initiativen teilgenommen haben. Dabei liefen dieses Mal allerdings unterschiedliche Interessen „Verwaltung intern weiterentwickeln“ und „Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft verbessern“ nebeneinander her, in den entsprechenden Sessions gab es wenig Vermischung. Um den zweiten Teil zu stärken, möchten wir im nächsten Jahr auch Meetups (ggf. auch andere Veranstaltungsformen) zum Thema „Ko-Produktion und Ko-Kreation zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft“ anbieten.

In dem Handlungsfeld „Neue Räume, Neue Arbeit“ führte Annika Landgraeber vom Kreis Wesel federführend einen breit angelegten Beteiligungsprozess durch, bei dem die Beschäftigten in Meetup-ähnlichen Formaten Erfahrungen aus der Corona-Zeit austauschen und Ideen für die Zukunft der Arbeit in der Kreisverwaltung entwickeln konnten.

Durch die Teilnahme von Vertreterinnen der Stadtverwaltung Lünen entstanden hier weitere Anknüpfungspunkte – u.a. ein Austausch zum Einsatz von Scrum (agiles Projektmanagement) in der Verwaltung. Dies wird nun gerade in Wesel im Rahmen eines Projektes zur Entwicklung von Lernvideos ausprobiert.

 

Um Bedarfe und Bedürfnisse in Bezug auf ein virtuelles Verwaltungsrebellen-Netz zu erkunden, haben wir Interviews mit potentiellen Nutzer*innen aus verschiedenen Verwaltungen geführt. Und dabei auch kritisch hinterfragt: Braucht’s wirklich noch eine Plattform? Das war nicht nur für uns sehr erkenntnisreich, sondern hat auch den Interviewpartner*innen Spaß gemacht und war für sie gleichzeitig eine Möglichkeit, Methoden des Design Thinking kennenzulernen und zu erleben. Über die Interview-Methode werden wir demnächst noch in einem eigenen Blog-Beitrag berichten.

Dass es einen Bedarf nach einer solchen Plattform gibt, merken wir auch daran, dass wir sehr häufig Anfragen von Menschen aus Verwaltungen erhalten, die konkrete Fragen haben oder sich mit anderen Verwaltungsrebellen vernetzen möchten – allgemein oder zu speziellen Themen. Da wir einen ganz guten Überblick über die „innovative Verwaltungsszene“ haben, können wir hier gut vermitteln. Aber wenn die Anfragen weiter zunehmen, gerät so eine sternförmige Vermittlung irgendwann an Grenzen und es wäre toll, wenn Interessierte sich direkt an das Verwaltungsrebellen-Netzwerk wenden könnten. Ein heißes Thema für’s nächste Jahr.

Baustein 2: Ausprobieren und Erfahrungen sammeln

Bei den Meetups haben wir auch die Idee und Methode der Verwaltungsrebellen-Zirkel vorgestellt. Dafür möchten wir die Methode „ALEx“ (Agile Lern-Expedition) nutzen. Beim offenen Meetup in Essen konnten wir direkt Personen dafür gewinnen, sich zu einem Zirkel zusammenzuschließen, um Ideen aus dem Meetup in der Praxis weiterzuverfolgen. Der Auftakt-Workshop des Zirkels findet am 3.11. statt – aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen ebenfalls online. Weitere Zirkel sind in Planung.

Nachdem wir die Methode basierend auf den Erfahrungen der ersten Zirkel getestet und weiterentwickelt haben, möchten wir das Material im nächsten Jahr über den Blog zur Verfügung stellen.

Den Kreis Wesel konnten wir beim Start des Projektes „Neue Räume, Neue Arbeit“ durch die Moderation von Workshops unterstützen. Hier entwickelten Beteiligte aus unterschiedlichen Fachbereichen innerhalb von nur drei Wochen eine Entscheidungsvorlage mit konkreten Maßnahmen für zukunftsweisende Raumkonzepte und die Weiterentwicklung der mobilen Arbeit. Vorangegangen war ein Ideenprozess unter Beteiligung von knapp 200 Beschäftigen. Nebenbei hatten die Beteiligten dabei die Möglichkeit, Methoden kennenzulernen, die eine aktivierende, offene und fokussierte Zusammenarbeit fördern. Auch hierzu mehr in einem späteren Blog-Beitrag.

Erste Pilotvorhaben („Besprechungsraum innovativ“ und „Offene Kantine“) sollten eigentlich im November starten – doch nun erschwert die aktuelle Corona-Lage die Umsetzung…

Mit Blick auf das gemeinsame Machen stellen uns die Corona-Bedingungen vor Herausforderungen. Gerade lebendige, agile, kreative Formen der Zusammenarbeit funktionieren einfach besser in Präsenz, wo gemeinsames Anpacken, Werkeln, Erleben möglich ist. Und auch die Verbindlichkeit, die wir so dringend brauchen, damit Impulse auch nachhaltig wirken, lässt sich in der persönlichen Begegnung leichter fördern. Doch „Online“ ist nun eben für die nächsten Monate der Normalzustand und damit ist auch das ein spannendes Thema: Wie können wir den virtuellen Raum so gestalten, dass wir möglichst viele Vorzüge der persönlichen Begegnung dorthin mitnehmen können – und gleichzeitig die Vorzüge einer ortsunabhängigen Arbeit nutzen?

Baustein 3: Erfahrungen verbreiten

Für die nächsten Monate planen wir mehrere Beiträge, über die wir Erfahrungen und Methoden aus dem Verwaltungsrebellen-Labor reflektieren und teilen möchten:

  • Lessons Learned nach den ersten Meetups – mit einer Anleitung zum Nachmachen (voraussichtlich im November)
  • Erfahrungen aus dem Prozess „Neue Räume, Neue Arbeit“ (voraussichtlich im Dezember)
  • Idee, Methode und Materialien der Verwaltungsrebellen-Zirkel und bisherige Erfahrungen dazu (voraussichtlich im 1. Quartal 2021

Wir möchten zukünftig auch per Twitter noch häufiger aus dem Labor berichten (und dabei auch den Hashtag #OpenGovLabore konsequenter nutzen). Darin steckt allerdings auch ein spannendes Thema, über das wir noch mit unseren Projektpartnern brüten möchten: An welchen Stellen hört „Open“ auf und fängt „Vertraulichkeit“ an?

Einige regionale Veranstaltungen, bei denen wir in diesem Jahr mit eigenen Sessions mitwirken wollten, sind leider Corona-bedingt entfallen (rehm-Barcamp, Agile-Ruhr-Camp). Aber wir werden die Idee der Zirkel als Abschluss-Impuls beim „Forum Agil in die Zukunft“ am 26.11. vorstellen. Über diese tolle Veranstaltung und das „Netzwerk Agile Verwaltung“ werden wir übrigens in der nächsten Woche in einem Blog-Beitrag berichten.

Und sonst …

… laufen natürlich noch Projektkoordination, Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit und die Einbindung in das Förderprogramm der Regionalen Open Government Labore (Workshops, Zwischenbericht, …) die ganze Zeit parallel mit.

Und dann gibt es noch die ganze Förderabwicklung… Wer schon mal bei so einem Förderprogramm mitgemacht hat, ahnt, dass Förder-Newbies wie wir dabei den einen oder anderen Kulturschock erleben… Und schwupps, sind wir mitten drin in der Bürokratie 😊 Auch wenn es für uns nicht immer einfach ist: Wir erleben gerade am eigenen Leib, wie es ist, wenn formale Rahmenbedingungen Zeit und Energie fressen und der Agilität gewisse Grenzen setzen. Und das ist ziemlich lehrreich und hilfreich, um die Lebenswelt von Verwaltungsrebell*innen besser zu verstehen…

Gerade mit Blick auf die Herausforderungen freuen wir uns über das, was in den letzten zwei Monaten schon alles passiert ist im Verwaltungsrebellen-Labor. Über die tollen Rückmeldungen und die Bestärkung, die wir von verschiedenen Seiten erhalten. Über Projektpartner*innen, die sich nach wie vor für das Labor einsetzen – auch wenn sie, wie wir, durch die Krise an vielen Fronten rotieren. Aber auch über die Knackpunkte, an denen wir noch weiter arbeiten müssen und durch die Projektförderung auch die Möglichkeit dazu haben (Verstetigung, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammenbringen, …). In diesem Sinne: Ärmel hoch und weiter geht‘s!

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert